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Supersport aus Stuttgart: Mercedes SLS AMG

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Erst waren es Fahrwerkskomponenten, dann ein kompletter Motor und jetzt ein ganzes Auto: AMG, die Performance-Tochter von Mercedes, hat erstmals in der über 40-jährigen Firmengeschichte ein Fahrzeug in Eigenregie entwickelt. Der Wagen basiert auf keiner bekannten Plattform und wird Mercedes-seitig den SLR ablösen. Name: Mercedes SLS AMG. Kategorie: Supersportwagen. Wir konnten bereits vor Ort bei AMG in Affalterbach hinter die Kulissen schauen. Hier sind die ersten Details.

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Echter Flügeltürer
Autos mit nach oben oder vorn aufschwingenden Flügeltüren gibt es einige am Markt, aber die original "Gullwing-Doors" proklamiert Mercedes für sich. Der zwischen 1954 und 57 gebaute SL 300 (Baureihenbezeichnung W198) wurde durch sie berühmt. Beim neuen SLS AMG kommen Crash-optimierte State-of-the-Art-Gullwings zum Einsatz. Dank der nach oben schwenkenden Konstruktion kann der Wagen 36 Zentimeter neben einem Hindernis stehen - trotzdem lassen sich die Türen noch öffnen. Herkömmliche Türen schwenken bis zur ersten Raste zirka 50 Zentimeter weit auf, komplett geöffnet wird eine Breite von 70 bis 80 Zentimeter gebraucht. Weiterer Vorteil: Da beim Öffnen der Flügeltüren auch ein Stück des Daches mit aufgeht, sollen Ein- und Aussteigen aus dem tief liegenden Wagen halbwegs bequem vonstatten gehen. Im Dachteil der Türen sind innen Mulden ausgeformt, um die Kopffreiheit der maximal zwei Insassen zu erhöhen.

Aluminium-Spaceframe
Sämtliche Bauteile des neuen SLS wurden von AMG unter dem Gesichtspunkt Leichtbau konstruiert. So kommt bei Mercedes erstmals ein Aluminium-Spaceframe zum Einsatz. Eine Kombination aus Aluminium-Gussteilen und Alu-Profilen sorgt für Steifigkeit und Crashsicherheit bei gebotener Leichtigkeit. Nur vier Prozent der Konstruktion bestehen noch aus Stahl, verwendet an besonders stark beanspruchten Stellen, wo Aluminium als Ersatzstoff keine großen Einsparungen bringen würde. Die A-Säulen sind so ein neuralgischer Punkt. Insgesamt kommt der Aluminum-Spaceframe auf 241 Kilogramm. Der Mercedes SLS AMG wird 4.640 Millimeter lang, 1.939 Millimeter breit und gerade mal 1.255 Millimeter hoch sein - bei einem Gewicht ohne Fahrer von 1.620 Kilogramm. Der Mercedes SL 63 AMG kommt mit 1.970 Kilogramm auf 350 Kilogramm mehr - allerdings mit Fahrer und Tankfüllung.
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Alu und optionale Karbon-Bremsscheiben
Auch in Sachen Fahrwerk lässt sich AMG nicht lumpen, legt alles auf die Anforderungen eines Super-Sportwagens aus. Sowohl die Vorder- als auch die Hinterräder werden an Aluminium-Doppelquerlenkern mit Spurstange geführt. Der Radstand fällt mit 2.680 Millimeter vergleichsweise lang aus, die Spur nimmt vorne 1.679 und 1.649 Millimeter ein. Für Verzögerung sorgen innen belüftete genutete Bremsscheiben, vorne in der Dimension 390 x 36 und hinten 360 x 26 Millimeter. Optional verfügbar: eine Keramik-Verbundbremsanlage. Die in Kooperation mit Bremsen-Spezialist Brembo entwickelte Verzögerungsapparatur fällt schon durch ihre goldfarben lackierten Bremssättel auf. Die Keramik-Scheiben sind verschleißarm, halten immense Hitze aus und wiegen nur 6,0 Kilogramm pro Scheibe. Die normalen Scheiben wiegen über zehn Kilogramm pro Stück - unter dem Einsatz von Keramik geht also das Gewicht der ungefederten Massen deutlich zurück. Beim Bentley Continental GT Speed kosten Keramik-Scheiben 15.000, beim Porsche 911 Turbo 8.800 Euro Aufpreis - in ähnlich horrenden Regionen werden sich auch die Kosten für die SLS-Keramikbremse einsortieren.

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Weltstärkster Serien-V8-Sauger
Auf das Herz des neuen Sportlers legt AMG ganz besonderen Wert: Der 6,3-Liter-V8-Saugmotor ist eine Weiterentwicklung des firmeneigenen M156-Aggregats. Während der M156 eine Leistung von 525 PS aufbringt und ein maximales Drehmoment von 630 Newtonmeter generiert, sind es beim neuen, M159 getauften Aggregat 571 PS bei 6.800 U/min und 650 Newtonmeter bei 4.750 U/min. Damit soll es in 12,0 Sekunden von null auf 200 km/h gehen, 100 km/h stehen nach 3,8 Sekunden an. Bei 315 km/h ist das Ende der Beschleunigung erreicht - wobei alle Werte vorläufige Werte sind. Der Porsche 911 Turbo Coupé mit Fünfgang-Automatik ist in 3,7 Sekunden auf 100 km/h und erreicht 310 km/h Spitze - ganz klar, wohin die Reise mit dem SLS AMG gehen soll.

Leicht und ohne Ölwanne
Über 120 Teile und Komponenten wurden neu konstruiert, damit aus dem M156 der 206 Kilogramm leichte Aluminium-Silizium-M159 werden konnte. Ansaugluftführung, Tassenstößel-Ventiltrieb und Saugrohr sind auf Rennsport optimiert. Das vollständige Öffnen der beiden Drosselklappen dauert 150 Millisekunden, was zu einem ausgesucht agilen Ansprechverhalten führen soll. Alle vier oben liegenden Nockenwellen sind im Bereich von 42 Grad last- und drehzahlabhängig verstellbar, was laut AMG unter anderem geringeren Abgaswerten zugute kommt. Um den Fahrzeugschwerpunkt abzusenken, wurde dem Motor eine Trockensumpf-Schmierung verpasst. Denn der daraus resultierende Entfall einer Ölwanne ermöglicht, dass der Front-Mittelmotor hinter der Vorderachse tief am Fahrzeugboden sitzt.

Premiere: Doppelkupplungsgetriebe
Wir sehen uns das SLS-Fahrwerk mit eingebautem Antriebsstrang an: Flach und gestreckt liegt die Konstruktion vor uns. Der Motor an der Front ist mit dem auf der Hinterachse sitzenden Siebengang-Getriebe verbunden. Dank dieser Transaxle-Bauweise drückt sich der Wagen mit einer Gewichtsverteilung von 48:52 zwischen vorne und hinten auf den Untergrund. Die minimale Betonung der Hecklast ist einem sportlichen Fahrgefühl zuliebe gewollt. Als Getriebe kommt erstmals in einem Mercedes ein Doppelkupplungs-Automat (DSG) zum Einsatz.

Vier Schaltprogramme
Das in Zusammenarbeit mit dem Getriebe-Spezialisten Getrag entwickelte System verfügt über vier Schaltprogramme, die per Drehregler neben dem Wahlhebel eingestellt werden können. Neben einer ultimativen Renn-Einstellung, einer Abstimmung für ambitionierten Sport und einer manuellen Schaltmöglichkeit gibt es auch ein Spritspar-Programm. Dieses lässt Herunterschaltvorgänge erst kurz vor dem Abwürgen des Motors zu. Momentan gibt AMG einen Verbrauch von 13,0 Liter Super Plus für das Sparprogramm an. Die Serienversion soll noch etwas darunterliegen und alle wichtigen Abgasnormen wie Euro 5, LEV 2 und ULEV erfüllen. Das DSG wird vorerst exklusiv dem SLS AMG vorbehalten sein und findet keinen Einsatz in der weiteren Mercedes-Modellpalette. Abseits jedweder Verbrauchs-Überlegungen: Für den SLS AMG wird es auch eine "Race-Start" genannte Launch-Control geben. Bei dieser Einstellung wird mit der optimalen Anfahrdrehzahl beschleunigt.

Karbon im Drehmomenten-Tunnel
Die starre Verbindung zwischen Front-Mittelmotor und Heck-Getriebe nennt sich "Torque Tube". In dieser Leichtmetall-Röhre rotiert mit Motordrehzahl die vier Kilogramm schwere, gelenklose Karbon-Antriebswelle. Die Torque Tube sorgt für eine biege- und drehmomentensteife Verbindung zwischen Triebwerk und Getriebe. Die Unterarm-dicke und 1,71 Meter lange Welle wirkt, als möchte sie trotz ihrer Größe nach oben wegfliegen, so leicht liegt sie uns in der Hand.

Ab 150.000 Euro?
Im Frühjahr 2010 soll der Mercedes SLS AMG einer begierigen Super-Sportwagen-Kundschaft zur Verfügung stehen. Die Einstiegspreise werden zwischen 150.000 und 160.000 Euro liegen. Im Vergleich zum gerade auslaufenden Mercedes SLR McLaren geradezu ein Schnäppchen: Der britisch-deutsche Straßenrennwagen ist ab 452.200 Euro zu haben. Der als Konkurrent anvisierte Porsche 911 Turbo mit Automatik passt da schon eher: Er schlägt mit mindestens 146.000 Euro zu Buche.

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